Kiez ist nicht nur ein Ausdruck für „Stadtteil“ – es ist so viel mehr! Für mich bedeutet Kiez Lieblingsort, dort bin ich zu Hause. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wieder in „meinem“ Kiez ankommen und mich geborgen fühlen. Unterwegs in mir bekannte Gesichter blicken, ein kurzes Nicken, ein kurzes Hallo oder gar ein kurzer Plausch. Kiez ist für mich aus der Haustür heraustreten und immer noch zu Hause zu sein.
Kiez ist der erste Ort nach der Wohnung, an dem Kinder lernen, sich selbständig zu bewegen. Ich erinnere mich noch gut daran, als meine Tochter die ersten Male alleine zum Bäcker in unserem Kiez gehen wollte. Vor unserer Haustür sollte ich auf sie warten. Sie war so stolz, als sie zurückkam. Und im Laufe der Zeit hat sie immer mehr vom Kiez auch alleine oder zusammen mit ihren Freund*innen entdeckt. Der nächste eigenständige Weg war der zum Spielplatz. Und so hat sich ihr Radius in unserem Kiez immer weiter vergrößert.
Kiez ist aber auch der Ort, in dem sich Menschen im Alter aufhalten. Sie kennen die Wege zum Einkaufsladen oder Blumengeschäft, zur Arztpraxis oder zu Freunden und Bekannten. Menschen im Kiez zu kennen, eine kurze Unterhaltung führen im Geschäft oder wenn man unterwegs auf Nachbar*innen trifft – manchmal sind es sogar die einzigen Gespräche am Tag.
Berlin hat viele Kieze und selbst innerhalb von Kiezen gibt es Kieze, Orte, an denen sich Menschen zu Hause fühlen. Damit verbunden ist Wohnraum. Eine bezahlbare Wohnung zu haben, darf kein Luxus sein. Wegen einer Mieterhöhung oder Umwandlung in Eigentum oder in Luxuswohnraum gezwungen zu werden, aus den vertrauten „Vier Wänden“ auszuziehen und häufig sogar den Kiez verlassen zu müssen, das darf es nicht geben. Wohnen ist ein Grundrecht und unsere Kieze gehören nicht denen, die viel Geld haben und es sich leisten können. Kiez ist auch eine gute soziale Mischung. Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Geschichten, Bildungsabschlüsse, Herkunft, Jobs und Interessen. Auch das ist für mich Kiez – also ein Lebensgefühl.
In meinem Kiez kann ich nicht nur Lebensmittel einkaufen. Ich schätze auch die vielfältigen Geschäfte, die Bekleidung, Spielwaren, Blumen, Bücher, Kosmetik und andere Produkte verkaufen. Auch sie sind Nachbar:innen. Sie tragen dazu bei, dass unsere Einkaufsstraßen belebt sind und die Schaufenster nicht triste und grau. Viele Dinge des täglichen Bedarfs können auch im Kiez erworben werden. Für mich bedeutet das sehr viel!